Nächstes Wochenende werde sie ausnahmsweise nicht kommen, kündigt die ältere Dame an. „Da sind wir in Urlaub.“ „Wohin soll‘s denn gehen?“, fragt Käsehändler Christoph Deutschmann (44) aus seinem Wagen heraus. „Nordfriesland, Insel Föhr“, kommt es zurück. Der Käsehändler fragt, ob sie auch zum Leuchtturm hinaufsteige auf Föhr, und alsbald hat sich ein munteres Urlaubsgespräch entwickelt. Typisch für den Davidismarkt im Kaiserblock in der östlichen Innenstadt.
Es ist ein sonniger Samstagmorgen. Mehr als ein halbes Dutzend Stände sind hier in der Davidisstraße aufgebaut, vor denen sich Menschen mit Einkaufstüten reihen. „Das wär‘s für heute? Dann sind es zusammen 4,30 Euro“, sagt Christoph Deutschmann und verabschiedet seine Kundin. Seit vielen Jahren ist er auf dem Davidismarkt vertreten, während sein Lebensgefährte zur gleichen Zeit mit einem weiteren Verkaufswagen („Käseglocke Degen“) in Düsseldorf steht. „Ich mag diese familiäre Atmosphäre hier, das Gemütliche“, sagt Deutschmann. Aber auch ihm ist nicht entgangen, dass der kleine, heimelige Markt mitten im Wohnquartier ein dauerhaftes Auf und Ab erlebt und mitunter um seine Existenz kämpfen musste. Den Mittwochs-Markt haben sie streichen müssen, dafür sei „der Samstag nun wieder stärker geworden“, wie Deutschmann sagt. Dennoch: Dürfte er, der Käsehändler und Marktbeschicker, Wünsche an die Stadtverwaltung formulieren, würde er anregen, „den Markt weiter zu erweitern.“ Dann würde er vorschlagen, neuen Händlern die Standgebühren für eine gewisse Zeit zu erlassen und den Marktbeschickern die Möglichkeit zu geben, ihren Kunden wie auf dem Hauptmarkt auch mal mit einem Gläschen Sekt oder Prosecco verwöhnen zu dürfen. Denn Käsehändler Deutschmann findet, dass der Markt der Zukunft auch für Jüngere interessant und deshalb „ein Erlebnismarkt“ sein müsse.
Direkt gegenüber drängen sich die Menschen am Stand von Theo Vechtel (60). Sie stehen vor Auslagen mit Tomaten, Erdbeeren, Spargel, Möhren, und, und und. Fast 80 Prozent der Produkte seien aus eigenem Anbau, erzählt der Landwirt aus Harsewinkel. „Die Kunden legen immer größeren Wert auf regionale Produkte, sie wollen wissen, woher das Obst und das Gemüse kommt.“ Das sei der Vorteil von Märkten im Vergleich zur Discounter-Ware. Seit 20 Jahren baut Theo Vechtel seinen Stand in der Davidisstraße auf, er hat „100 Prozent Stammkunden.“ Beim Mittwochs-Markt habe das jüngere Publikum gefehlt. „Das ist jetzt anders.“„Haben Sie Schlangengurken?“, fragt eine ältere Frau am Pflanzenstand von Ralf Gronemann (53). Ihm ist der Davidismarkt zur Familientradition geworden. „Mein Opa war schon bei der Eröffnung 1962 dabei“, erzählt er. Seine Pflanzen ersteigert sich der Wittener tags zuvor am Niederrhein, die er sodann im Kühlhaus unterbringt, bis er sie hier auf dem Davidismarkt anbietet. Ja, er habe veredelte Schlangengurken, wendet er sich der Kundin zu. „Drei Euro das Stück.“ Die Kundin weiß nicht recht. „Dann nehmen Sie doch erst mal eine mit“, bietet der Händler an. So ist Ralf Gronemann über die Jahre immer auch ein bisschen „Psychologe geworden“, wie er sagt. Er kennt die Menschen seit Jahrzehnten und hat sofort gemerkt, wenn ein Kunde nicht mehr gekommen ist. „Inzwischen kommen auch wieder Jüngere“, sagt er und kassiert von seiner Kundin. Sie hat sich nun doch für zwei Gurken entscheiden.
"Ein Wochenmarkt direkt im Wohnquartier, das sei vor allem für ältere Menschen sehr praktisch" sagt Ute Werner (DOGEWO21). Auch wenn sie nicht sehr viel einkaufen, freuen sie sich über jeden zusätzlichen Stand, sagt sie. „Denn wo ein Markt ist, da ist auch Leben.“
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